Steckbrief

Historische Einordnung

  • 1158 - Erste Ansiedelung von Juden vermutlich bereit nach Stadtgründung
  • 1229 - Erste urkundliche Erwähnung eines Juden, namens „Abraham de Municha“ bzw. „Abraham der Municher“
  • 12.10.1285 - Erstes Pogrom, nachdem eine Frau „gestand“, die Münchner Juden hätten ein getauftes Christenkind getötet und sein Blut getrunken. Eine aufgebrachte Volksmenge zündete die Synagoge an, wobei 180 Juden, die sich in den ersten Stock geflüchtet hatten, in den Flammen umkamen.
  • 1287 - Juden dürfen wieder in die Stadt zurückkehren
  • 1381 baute die Gemeinde ein im Jahr zuvor erworbenes Haus in der Judengasse (später: Gruftgasse) zur Synagoge in der Judengasse um.
  • 1345 - Progrom
  • 1349 - Progrom
  • 18. Juni 1352 - Ludwig V. gestattete die Wiederansiedlung von Juden in Oberbayern und stellt sie unter seinen Schutz
  • 1413 - Progrom
  • 1442 - Alle Juden werden aus München und Oberbayern auf Befehl Herzog Albrechts III. vertrieben. Die Synagoge in der Judengasse wurde zu einer Marienkapelle (Gruftkapelle) umgebaut und umgewidmet, die nach 1803 verschwand.
  • 1715 - Progrom
  • 1802 - Abraham Uhlfelder und Abraham Wolf Wertheimer stellen den Rabbiner Hessekiel Hessel an
  • Ein 1805 veröffentlichtes „Regulativ über die hiesige Judenschaft“ setzte auf Emanzipation nur unter dem Vorbehalt der Besserung, was bedeutete, dass die Emanzipation in die Hände von Bürokraten gelegt wurde. Den ständigen Aufenthalt garantierte nur die Aufnahme in die neu zu erstellende Matrikel, wobei die zugeteilte Nummer auf nur ein Kind übertragen werden konnte. Der Zutritt in die zünftischen Gewerbe blieb Juden verwehrt. Erlaubt waren ihnen jetzt immerhin Ansiedlung im ganzen Stadtgebiet und Religionsausübung. 70 jüdische Familien erhielten Bleiberecht; 37 Familien mussten München verlassen. Außerhalb der staatlichen Judengesetzgebung stand die kleine Schicht von Bankiers und Großhändlern, die durch Geschäftstätigkeit und Finanzanleihen ihre Nützlichkeit für den bayerischen Staat bewiesen hatten; sie bewegten sich ganz selbstverständlich innerhalb des Hofes und der höheren Beamtenschaft.
  •  1804 - Den Juden wurde der Eintritt in die höheren und niederen Lehranstalten der christlichen Konfessionen gestattet. 
  • 1806  - Aus dem Bedürfnis, dem traditionellen religiösen Leben eine breitere Basis und zugleich eine Organisationsform zu schaffen, wurde die „Chewra Talmud Tora“ gegründet.
  • 1813 - Mit dem Judenedikt ermöglichte der königliche Minister Montgelas erstmals die Rechtssicherheit der jüdischen Gemeinschaft in Bayern.
    Zwar wurden im Edikt die Freizügigkeit der Juden sowie die Möglichkeit von Familiengründungen eingeschränkt, da eine Heirat von der Obrigkeit genehmigt werden musste. Es ermöglichte aber dennoch ein geregeltes Leben und führte zu einem deutlichen Anstieg der jüdischen Gemeinschaft in Bayern.
  • 1815 - Gründung der „Israelitischen Kultusgemeinde München“
  • 1882  - Auf Betreiben von König Ludwig II. wurde der zu diesem Zeitpunkt blühenden Jüdischen Gemeinde ein Grundstück in der Innenstadt, gegenüber der Maxburg für den Neubau der Hauptsynagoge zur Verfügung gestellt.
  • 16. 9 1887 - Die neue Hauptsynagoge in der Herzog-Max-Straße konnte mit vielen offiziellen Gästen feierlich eingeweiht werden und war zu diesem Zeitpunkt die drittgrößte Synagoge Deutschlands – in unmittelbarer Nähe zur Frauenkirche. Sie gehörte der Gemeinde nach zum Reformjudentum, zählte zu den schönsten Synagogen in Europa und verlieh der Jüdischen Gemeinde ein neues Selbstbewusstsein, da sie zugleich ein Zeichen für die Akzeptanz und die Bedeutung der jüdischen Bevölkerung für das politische und gesellschaftliche Leben in München war. Eine Phase der Integration schien angebrochen.
  • 1891/92  - Die Orthodoxe Gemeinde, die sich zunehmend von den Versammlungen der Reformgemeinde fernhielt, erbaute auf eigene Kosten die Synagoge Ohel Jakob in der Herzog-Rudolf-Straße (früher Kanalstraße)
  • 1931 - Einweihung der Synagoge an der Reichenbachstraße, als dritte Synagoge eingeweiht, die für die aus dem Osten vertriebenen Juden bestimmt war, die Münchner Neuesten Nachrichten, die damals größte Münchner Tageszeitung, berichtete jedoch nicht darüber.

Kunst & Denkmal

Historische Adressen

NameStraßeStadtteil
Jüdisches KinderheimAntonienstraße 712. Schwabing-Freimann – Schwabing
Zentralkomitee der befreiten JudenNeuberghauser Straße 1113. Bogenhausen –

Alte Quellen

QuelleTitelJahr
Nagler - Acht Tage in MünchenDer Gottesacker der Israeliten1863

Münchner Geschichte

ZeitEreignis
1229Erste Erwähnung eines Juden
12.10.1285Es kommt zu heftigen Pogromen gegen Juden
1310Jüdische Besteuerung und Handelsrechte in München
21.7.1315König Ludwig gewährt der Stadt in München Juden zu halten
1323Ludwig Lamp – Jüdischer Finanzier in München
1345Zweites Progrom gegen die jüdische Bevölkerung
1349Pogrom gegen die jüdische Gemeinde in München
1352Wiederansiedlung der jüdischen Gemeinde unter Ludwig V.
1370Einschränkung jüdischer Berufe
1381Jüdisches Gemeindeleben in der Gruftgasse
1416Erlaubnis zur Einrichtung eines jüdischen Friedhofs
1442Albrecht III. vertreibt die Juden aus der Stadt
13.5.1553Große Landordnung in Baiern - Vertreibung der Juden
1616Herzog Maximilian I. von Bayern erneuert das Aufenthalts-, Handels- und Gewerbeverbot für Juden
1728Eklat um das Laubhüttenfest
1728Langsame Rückkehr jüdischen Lebens
1750Lockerung der Restriktionen für Hofjuden
1763Private Betstube im Haus Wertheimer
12.1777Lockerung der Judenpolitik unter Kurfürst Karl Theodor
1779In der Stadt bestehen 15 jüdische Haushalte
1781Die jüdische Bevölkerung umfasst 53 Personen
1790Die jüdische Bevölkerung umfasst 127 Personen
1795Wiederzulassung wohlhabender jüdischer Händler
1799Neuordnung der Hoffaktorenprivilegien
1802Reglementierung der jüdischen Ansiedlung
1804Ausbreitung der Hofjuden und Ernennung von Aron Elias Seligmann
1805Regulierung der jüdischen Bevölkerung und Bildungswesen
1807Erfassung der jüdischen Bevölkerung in Bayern
1813Rechtliche Neuordnung der jüdischen Gemeinschaft in Bayern
1815Gründung der Israelitischen Kultusgemeinde Münchens
21.4.1826Die Synagoge in der Westenriederstraße wird eingeweiht
1848Gescheiterter Versuch der Judenemanzipation
1851Aufhebung zivilrechtlicher Benachteiligungen für Juden
22.8.1861Juden dürfen in München wieder Geschäfte eröffnen
1871Gleichstellung der Juden in Bayern
1920Vertretung der bayerischen Juden
1920Wende zur Intoleranz gegen die Juden
8.5.1923Vertreibung ostjüdischer Familien
1.4.1933Boykott jüdischer Geschäfte unter Aufsicht von SA und SS
8.11.1937Ausstellung „Der ewige Jude“
1940Die erste Judendeportation aus dem Stadtgebiet findet statt
20.11.1941Erste Deportationen von Juden aus dem Lager in der Knorrstraße
25.11.19411.000 Münchner Juden werden im ltauischen Kaunas ermordet
15.2.1942Juden dürfen keine Haustiere mehr halten
20.6.1943München wird für „judenfrei“ erklärt
27.1.1946Erster Kongress des Zentralkomitees der befreiten Juden
11.7.1946Neugründung der Israelitischen Kultusgemeinde München nach dem Zweiten Weltkrieg
20.5.1947Wiedereröffnung der Synagoge in der Reichenbachstrasse
27.1.1949Erster Kongress der befreiten Juden in der US-Zone im Münchner Rathaus
9.11.1969Einweihung des Holocaust -Mahnmals an der Herzog-Max-Straße
13.2.1970Brandanschlag auf das jüdisches Altersheim
9.11.2003Grundsteinlegung für das Jüdische Zentrum am Jakobsplatz
9.11.2006Einweihung der neuen Hauptsynagoge am Jakobsplatz

Alte Bilder

 – Mohrenapotheke

Mohrenapotheke

 – Synagoge in der Westenriederstraße

Synagoge in der Westenriederstraße

 – Die Baustelle der Hauptsynagoge

Die Baustelle der Hauptsynagoge
1886

 – Westenriederstraße

Westenriederstraße
1889

 – Westenriederstraße

Westenriederstraße
1889

 – Israelitisches Krankenhaus

Israelitisches Krankenhaus
1911

 – Grundsteinlegung der Synagoge in der Reichenbachst

Grundsteinlegung der Synagoge in der Reichenbachst
1931

 – Synagoge in der Reichenbachstraße

Synagoge in der Reichenbachstraße
1931

 – Synagoge in 

der Reichenbachstraße

Synagoge in der Reichenbachstraße
1931

 – Boykott jüdischer Geschäfte

Boykott jüdischer Geschäfte
1933

 – Der ewige Jude

Der ewige Jude
1937

 – Karikatur auf das Kaufhauses Uhlfelder

Karikatur auf das Kaufhauses Uhlfelder
1938

 – Ohel Jokob Synagoge

Ohel Jokob Synagoge
1938

 – Ohel Jokob 

Synagoge

Ohel Jokob Synagoge
1938

 – Ohel Jokob Synagoge

Ohel Jokob Synagoge
1938

Literatur zu Juden

Heusler Andreas, Bauer Richard, Angermair Elisabeth – ... verzogen, unbekannt wohin

... verzogen, unbekannt wohin
Heusler Andreas, Bauer Richard, Angermair Elisabeth
Pendo Verlag (2002)

Volk Rainer – ...und bleiben wollte keiner

...und bleiben wollte keiner
Volk Rainer
Dölling und Galitz Verlag (2004)

Kastner Wolfram P. – Auf einmal da waren sie weg...

Auf einmal da waren sie weg...
Kastner Wolfram P. Kastner Wolfram P.
Vögel (2004)

Mayer Joseph Maria – Bayern-Buch

Bayern-Buch
Mayer Joseph Maria
(1869)

Dörner Bernward, Neuburger Bruce, Strnad Maximilian – Benno Neuburger: Münchner Jude

Benno Neuburger: Münchner Jude
Dörner Bernward, Neuburger Bruce, Strnad Maximilian Simon Hermann
Hentrich und Hentrich Verlag Berlin (2025)

Angermair Elisabeth, Heusler Andreas,  Ohlen Eva – Beth ha-Knesseth, Ort der Zusammenkunft

Beth ha-Knesseth, Ort der Zusammenkunft
Angermair Elisabeth, Heusler Andreas, Ohlen Eva
Münchenverlag (1999)

Theobalt Lara – Bildgeschichten

Bildgeschichten
Theobalt Lara Purin Bernhard
‎ Hentrich und Hentrich Verlag (2024)

Heusler Andreas, Strnad Maximilian, Schmidt Brigitte, Ohlen Eva, Weger Tobias, Dicke Simone – Biographisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933-1945

Biographisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933-1945
Heusler Andreas, Strnad Maximilian, Schmidt Brigitte, Ohlen Eva, Weger Tobias, Dicke Simone
EOS Verlag (2007)

Heusler Andreas, Schmidt Brigitte – Biographisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933-1945

Biographisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933-1945
Heusler Andreas, Schmidt Brigitte
Stadt München (2003)

Heusler Andreas, Schmidt Brigitte – Biographisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933-1945

Biographisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933-1945
Heusler Andreas, Schmidt Brigitte
Stadt München (2007)

Weber Reinhard – Das Schicksal der jüdischen Rechtsanwälte in Bayern nach 1933

Das Schicksal der jüdischen Rechtsanwälte in Bayern nach 1933
Weber Reinhard
De Gruyter Oldenbourg (2006)

 – Denkmäler jüdischer Kultur in Bayern

Denkmäler jüdischer Kultur in Bayern

Edition Lipp (2000)

Chaim Frank – Der Alte Israelitische Friedhof zu München

Der Alte Israelitische Friedhof zu München
Chaim Frank Dokumentations-Archiv für Jüdische Kultur und Geschichte München
Eigenverlag (2018)

Schulze-Marmeling Dietrich – Der FC Bayern und seine Juden

Der FC Bayern und seine Juden
Schulze-Marmeling Dietrich
Die Werkstatt GmbH (2011)

Daxelmüller Christoph – Der gute Ort

Der gute Ort
Daxelmüller Christoph
Haus der Bayerischen Geschichte (2009)

Kilian Hendrikje – Die Jüdische Gemeinde in München 1813-1871

Die Jüdische Gemeinde in München 1813-1871
Kilian Hendrikje
UNI-Druck München (1986)

Staudinger Barbara – Die jüdische Welt und die Wittelsbacher

Die jüdische Welt und die Wittelsbacher
Staudinger Barbara
Edition Minerva (2007)

Holian Anna, Karl Willibald, Maier Lilly, Rauch Raphael, Steinke Ronen – Die Möhlstrasse

Die Möhlstrasse
Holian Anna, Karl Willibald, Maier Lilly, Rauch Raphael, Steinke Ronen
Ludwig-Maximilians-Universität München (2012)

Löw Konrad – Die Münchner und ihre jüdischen Mitbürger  1900 - 1950:

Die Münchner und ihre jüdischen Mitbürger 1900 - 1950:
Löw Konrad
Olzog Verlag (2008)

Angermair Elisabeth, Koch Jens, Löffelmeier Anton – Die Rosenthals

Die Rosenthals
Angermair Elisabeth, Koch Jens, Löffelmeier Anton
Böhlau (2002)

Verwandte Begriffe

Holocaust Pässe Juden Shoa Kaunas Brandanschlag Jakob-Klar-Straße Nationalsozialismus Deportation Zentralkomitee der befreiten Juden Synagoge Gottesacker Friedhof Pogrom Finazen Schulden Pest Gruftgasse Judengasse Mikwe Landordnung Betstube Judenreglement Bankwesen Hofbankier Leibzoll Judenkonskription Israelitische Kultusgemeinde Judenemanzipation Zivilrecht Gleichstellung Verband Bayerischer Israelitischer Gemeinden Ostjuden SA SS Boykott Der ewige Jude Propagandaausstellung Anti Judendeportation Haustiere Kongress Hauptsynagoge Alterheim Rechtsextremismus Ohel Jakob Depotation Synagogen Biographisches Gedenkbuch Rechtsanwalt Alte Israelitische Friedhof FC Bayern Fußball Friedhöfe Jüdischer Friedhof Wittelsbacher

Verknüpfte Personen

Braun Elisabeth Neuburger Benno Rosenthal